Deutschland und Japan

Japan und Deutschland stecken seit nunmehr einem Jahrzehnt in einer hartnäckigen Wachstumskrise. Anfang der neunziger Jahre glaubten viele Beobachter noch an eine vorübergehende konjunkturell bedingte Verlangsamung der wirtschaftlichen Entwicklung, die sich – wie so oft schon in der Vergangenheit – unterstützt durch eine expansive staatliche Prozesspolitik schnell überwinden ließe. Mittlerweile hat sich aber die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Ursachen für die hartnäckige wirtschaftliche Durststrecke in beiden Ländern tiefer liegen. Strukturelle Verwerfungen führen dazu, dass sich die Konjunktur immer nur vorübergehend etwas aufhellt, ohne die Kraft zu einem nachhaltigen Wachstum zu finden. Japan ist die größte Volkswirtschaft Asiens, Deutschland ist das Flaggschiff in Europa. Beide Länder tragen schon aufgrund ihres herausragenden ökonomischen Gewichts in der Welt eine besondere Verantwortung. Ihre Aufgabe wäre es, als Lokomotive der Weltwirtschaft zu fungieren. Sie lassen sich jedoch schon seit einem Jahrzehnt von anderen, allen voran den USA, ziehen. Es besteht kein Zweifel: Sowohl Japan als auch Deutschland stecken im Reformstau. Ein „Herumdoktern“ an Symptomen führt nicht aus der Krise heraus. Gefragt sind fundamentale Reformen, die beide Volkswirtschaften wieder auf Wachstumskurs bringen. Wie aber sollten diese für Japan und Deutschland aussehen? Kämpfen beide Länder überhaupt mit ähnlichen Schwierigkeiten, oder haben sie ganz unterschiedliche Probleme, die nur zum gleichen Ergebnis führen? Über welche Lösungsansätze wird in Japan und Deutschland diskutiert, und was ist davon zu halten? Diesen und anderen Fragen sind das Deutsche Institut für Japanstudien (Tokyo) und das Institut der deutschen Wirtschaft Köln im Rahmen eines Symposiums „Deutschland und Japan – Mit Reformen zu neuer Dynamik“ nachgegangen, dessen Ergebnisse in dem gleichnamigen Band dokumentiert sind.