Märkte als Regulierungsformen sozialen Lebens
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Reinhard Pirker beschäftigt sich in seiner Habilitationsschrift mit der Frage, was denn Märkte eigentlich seien. Anlass dazu ist seine Unzufriedenheit mit den vorherrschenden Marktdefinitionen. Märkte werden häufig als eine Art natürliche Form menschlichen Lebens gesehen, deren Entwicklung man keinesfalls behindern dürfe. So findet Gary Becker Märkte überall vor, sogar die intimsten Sozialbeziehungen werden als Marktbeziehungen interpretiert. Oft wird behauptet, dass Märkte spontan entstünden, wenn nur bestimmte Bedingungen gegeben seien, wie vollständig definierte Eigentumsrechte, oder die Möglichkeit freier Preisbildung. Diese Vorstellung ist scharf von jener zu unterscheiden, die Herbert Simon unter Berufung auf einen Außerirdischen skizziert, der noch nicht vom vorherrschenden irdischen Diskurs infiziert ist. Jener sieht Märkte auf der Erde durchaus nicht so dominant, wie es der irdische Diskurs uns weismachen möchte. Diese differenten Positionen verweisen auf das Problem, dass die Verwendung des Marktbegriffs extreme metaphorische Konnotationen aufweist, ohne dass die meisten Diskutanten genügend klarmachen, wofür diese Metapher eigentlich steht. Somit kann sich der Autor keinesfalls damit abfinden, einfach auf die rhetorische Natur der Ökonomie hinzuweisen, wie dies unter anderen McCloskey vorschlägt. Pirker plädiert mit aller Vorsicht für die Einbeziehung einer ontologischen Dimension, um die ausschließlich auf bloßen Epistemen beruhenden Marktdefinitionen als allzu beliebig zurückweisen zu können. Er zentriert seine eigene Definition von Märkten auf den notwendigen Umgang mit der Routine der linearen Zeit, was sozial ein Phänomen moderner kapitalistischer Marktwirtschaften ist. Der Autor zeigt, dass sich dieser routinisierte Umgang mit linearer Zeit historisch herausgebildet hat, weshalb in der Folge Märkte von ihm als historisch entstandene soziale Institutionen begriffen werden können, die neue Regeln, Normen und Gewohnheiten mit sich bringen und somit das soziale Leben in spezieller Weise regulieren. Die Zentralität des Begriffes der Routine ermöglicht Pirker, an das institutionelle ökonomische Denken anzuschließen. Vor allem die Arbeiten von Thorstein Veblen, John Commons, Richard Nelson, Sidney Winter und Geoffrey Hodgson waren für die Entwicklung seiner Konzeption maßgeblich. Es gelingt dem Autor, eine reichhaltigere Definition von Märkten zu bieten, als es bis dato auch in der institutionellen Literatur üblich war.