Die Pferdeschwemme
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Lebensgeschichte in der DDR. Das Wort „Pferdeschwemme“ könnte meine geneigten Leser auf die Idee bringen, ich wollte ein neues „Unwort“ kreieren. Dies ist und war aber nie meine Absicht. Aber Sie lesen auch kein Buch über Pferde. Pferde sind zwar sehr schöne Tiere, aber davon verstehe ich nichts. Eigentlich will ich über mich schreiben, aber so etwas ist nur im Kontext der Zeit möglich und dabei muss ich über mich selbst in der Zeit und in der Reflexion anderer Menschen, die mich umgaben und die ich liebte und die mich liebten. Aber der Kontext in einer Zeit, erfordert auch die Entscheidungen, die ich in einer Zeit treffen musste und die ohne mein eigenes Zutun in einer anderen Zeit falsch gewesen wären. Die Pferdeschwemme selbst ist lediglich eine „Stelle“ oder eine „Örtlichkeit“ in meinem Heimatdorf Ufhoven. Einst war Ufhoven ein eigenes Dorf, die urkundliche Ersterwähnung fällt lt. Ufhover Chronik in das Jahr 786. Aber das Tal der Salza wird bestimmt schon Jahrtausende früher von Menschen besiedelt worden sein, denn gutes Wasser spendeten die Golken, die Karstquellen in der Ufhover Flur, sehr reichlich und fruchtbares Land gab es auch, es wurde dem einstigen Urwald abgerungen. Heute ist Ufhoven ein Stadtteil von Bad Langensalza, ein überaus reizvolles Städtchen, mit einer noch gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtstruktur. An vielen Stellen beschützt noch die alte Stadtmauer den mittelalterlichen Stadtkern und sie besitzt viele romantische Ecken und Winkel, die schon immer viele Maler und Zeichner reizten. Bad Langensalza liegt im Thüringer Berg- und Hügelland, nordwestlich von Erfurt und ist immer einen Besuch oder einen Kuraufenthalt wert. Die Zeiten haben sich geändert, viel Wasser ist inzwischen der Salza hinab geflossen hin zur Unstrut. Wir selbst sind durch die Zeiten gegangen und waren wechselnden gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen unterworfen. Wir das Volk und auch ich und viele meiner Kollegen, mussten schließlich auf die Straßen und Plätze gehen, um unsere kleine und viel zu eng gewordene Welt zu sprengen und um uns der aus der Gefangenschaft von Opfern und Tätern zu befreien. Nun sind wir älter geworden, mancher von unseren Klassenkameraden und Freunden ist schon nicht mehr bei uns. Aber wir können bereits zurückblicken und fragen uns heute oft, warum mussten wir Deutsche solche Umwege gehen und ungeheure Opfer bringen. Jetzt sind wir zwar in neuen Verhältnissen im formal geeinten Deutschland angekommen, unsere Welt ist größer, interessanter und freier geworden. Nun haben wir aber auch Probleme und Sorgen, von denen mein Großvater und mein Vater mir erzählten.