Lokale Identitäten in Randgebieten des Römischen Reiches
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Im Zentrum des Symposiums „Lokale Identitäten in Randgebieten des Römischen Reiches“, das vom Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien vom 24. bis 26. April 2003 im Stadtarchiv von Wiener Neustadt durchgeführt wurde, stand die Frage nach Selbstverständnis und Selbstdarstellung lokaler Bevölkerungen in sogenannten Randgebieten des Römischen Reiches bzw. das Verhältnis einheimischer Traditionen zu reichsrömischen Einflüssen zwischen dem 1. und 3. Jh. n. Chr. Ziel war es, diese Problematik paradigmatisch an drei geographisch und kulturhistorisch unterschiedlichen Räumen zu untersuchen, wofür aufgrund der personellen und forschungspolitischen Situation in Wien Syrien, der östliche Alpenraum und Nordafrika ausgewählt worden waren. In diesen drei Regionen sollte, wiederum exemplarisch, gezeigt werden, wie sich jeweils lokale Identitäten etwa in der Gestaltung des öffentlichen Raumes, der Sakral- und Sepulkralarchitektur sowie in verschiedenen Bereichen der bildenden Kunst widerspiegeln. Ausgangspunkt waren dabei primär die archäologischen Denkmäler, ergänzt durch zusammenfassende Analysen aus der Soziologie und der Alten Geschichte. Ein griffiges Ergebnis des Symposiums lässt sich kaum festhalten. Wenn überhaupt, dann eher ein Negativergebnis. So können etwa Begriffspaare wie „lokal-einheimisch“ und „fremd-ausländisch“ nicht als Alternativen bestehen bleiben, sondern müssen als einander ergänzend gesehen werden. Auseinandersetzung mit dem Fremden und Übernahme des Fremden ist häufig nicht Selbstaufgabe, sondern Stärkung des Eigenen. Man stellt sich die Frage, ob überhaupt von „Identität“ (im Singular) die Rede sein kann, oder ob nicht vielmehr von verschiedenen Ebenen unterschiedlich kommunizierender „Identitäten“ die Rede sein muss. Die Frage ist nicht neu, mag auch nach Haarspalterei klingen, verdient aber doch unsere Aufmerksamkeit: Denn allein sie zu stellen, kann dazu beitragen, unsere Quellen – sei es geschriebene oder handwerklich, bildnerisch oder architektonisch gestaltete Denkmäler – eben nicht als Produkte einer statischen historischen Wirklichkeit zu verstehen, sondern als Ausdruck eines Prozesses vielschichtiger Verschränkungen.