Der Hühnerstall oder die Kunst zu Überleben
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Es ist das Schicksal der Vertriebenen: Im Jahre 1991 besuchte Leon Nachwalger seine Heimatstadt Obertyn. Er wollte sein Haus sehen, aber er fand nichts. Wo das Haus gestanden hatte, war kein Zeichen, kein Stein war dort geblieben, er konnte sich überhaupt nicht orientieren. Er besuchte die Familie des Bauern Jurko, der ihn damals gerettet hatte. Der Bauer Jurko lebte nicht mehr, aber seine Tochter und deren Familie und sie empfingen ihn sehr freundlich. Er begegnete einer Ukrainerin, die ihn noch von früher kannte. Ihr Vater war Schlosser und er schickte sie manchmal ins Geschäft der Nachwalgers, Nägel und solche kleinen Sachen kaufen. Sie zeigte ihm, wo sein Haus stand: „Das war schrecklich für mich, keine Orientierung mehr zu haben. Ich suchte den Platz, wo die wunderschöne Synagoge stand, und ich fand eine Weide mit Kühen und Pferden.„ An Stelle des jüdischen Friedhofs befand sich eine Kolchose. Die Gräber hatte man einfach zubetoniert. Sämtliche Erinnerungen von Holocaust-Überlebenden erschüttern und berühren. Kaum ein Buch ist jedoch von derartiger Dichte und Intensität wie das von Leon Nachwalger. „Leon Nachwalger hat die Geschichte seines Überlebens niedergeschrieben. Sein Buch ist nicht nur eine wertvolle Ergänzung der Geschichtsschreibung. Es ist auch ein Andenken an jene, die nicht überlebt haben. Und es ist eine Mahnung an heutige und künftige Generationen, nicht zu vergessen.“ (Hans-Henning Scharsach)