Loch im Zaun

SiegfriedRabe, Jahrgang 1925, Heimkehrer im Sommer 1949, nach über vierjähriger Kriegsgefangenschaft, wird Werbetexter bei der Unilever, selbständiger Werbeberater (BDW) und Programmchef der Werbetochter des Hessischen Rundfunks. Unter seiner Regie entstehen die ersten deutschen Ulkfilme mit versteckter Kamera. !959 gründen er und sein Partner Willy Köhler eine Film- und Fernsehproduktion und die Werbeagentur Rhein-Main. Nach dem tragischen Tod seines Partners zieht sich Rabe aus der Werbung zurück und arbeitet als freier Autor, Regisseur und Produzent unter anderem für ARD und das ZDF. Einem größeren Publikum ist er als 'deutscher Vater' von Alf und den Simpsons bekannt. Ach, du liebe Zeit – kaum sind läppische fünfundfünfzig Jahre rum, da ist es auch schon fix und fertig, mein Buch 'Loch im Zaun'. Im Herbst 1949, wenige Wochen nach der Heimkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft, hatte ich damit begonnen, die dort gewonnenen Eindrücke und vielfachen Erlebnisse aufzuschreiben. Ich mochte das nicht 'auf die lange Bank schieben', alles war so schön frisch und präsent, und ich der festen Überzeugung, daß man mir meine literarischen Kostbarkeiten aus den Händen reißen würde. Davon blieb ich verschont. Im Gegenteil, man zeigte sich desinteressiert. Zeitungen und Zeitschriften wollten keine Artikel über das Lagerleben, Verlage sahen keine Möglichkeit zur Realisierung meiner Berichte, wofür man um Verständnis bat, und auch der Rundfunk hatte kein offenes Ohr für 'irgendwelche Russengeschichten'. Die einen sagten 'Kalter Kaffee', die anderen sagten 'Kalter Krieg'. Nietschjewo, eure Zeit kommt noch, vertröstete ich meine Manuskripte, während ich sie durchlöcherte und in und in unansehnliche Leizordner verbannte. Ich versprach, sie zur rechten Zeit wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Jetzt weiß ich nicht, ob Ihnen die Zeit recht ist, verehrte Leser und Leserinnen, aber das Buch wurde fertig und ich wurde achtzig; höchste Z