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Das Lateinische »conscientia« kann sowohl mit »Bewusstsein« als auch mit »Gewissen« übersetzt werden, wobei Descartes in der Regel Ersteres meint. Trotz der zentralen Rolle in seiner Metaphysik klärt er jedoch nicht explizit, wie das Wort zu verstehen ist. Die Art und Weise, wie er es verwendet, lässt keine eindeutige Bedeutung erkennen. Es handelt sich nicht um einen reflexiven Denkakt (cogitatio), eine Disposition zu solchen cogitationes oder um eine Art Aufmerksamkeit. Daher ist anzunehmen, dass Descartes den Begriff in einer für seine Zeitgenossen geläufigen Bedeutung verwendet. Um diese zu ermitteln, ist eine Rückschau auf klassische Texte von Augustinus, Thomas von Aquin und jesuitischen Autoren notwendig. Diese Untersuchung zeigt, dass »conscientia« traditionell ein Wissen um den moralischen Wert einer Handlung beschreibt, das der Handelnde mit einem idealen Beobachter (Gott) teilt. Diese Definition lässt sich analog auf Descartes übertragen: Die cartesische conscientia ist demnach ein Wissen um den spezifischen Wert eines Gedankens, das der Denker mit einem idealen Beobachter teilt. Daraus folgt, dass die cartesische conscientia kein nach innen gerichtetes Empfinden ist. Es handelt sich nicht um einen privaten Zugang zu den Inhalten des eigenen Geistes, sondern um ein öffentliches Wissen, das mit Gott geteilt und durch ihn korrigiert werden kann. In diesem Sinne ist die cartesische conscientia ein »Gewissen«.
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"Conscientia" bei Descartes, Boris Hennig
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- 2006
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