Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche im Nationalen
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Die Kirchenkampfzeit 1933 bis 1945 stellt die schwerste Identitätskrise des deutschen Protestantismus seit seinem Bestehen dar. Die mit dieser Epoche verbundenen Verirrungen, Verletzungen und Ängste waren tief und wirkten nachhaltig. So ist es ein Stück weit nachvollziehbar, wenn die innerkirchliche NS-Verarbeitung während der ersten Nachkriegsjahre so verlief, wie sie verlief: schleppend, verdrängend und beschönigend. Substanzielle kirchliche Neuansätze auf breiterer Front erfolgten erst ab den 1960er Jahren. Erst da bricht jene hundertjährige nationalprotestantische Mentalität nach und nach ab. Die Beiträge dieses Aufsatzbandes prüfen die These, dass die evangelische Kirche während des 20. Jahrhunderts fast durchgängig im Nationalen verhaftet blieb, am Beispiel der einzelnen Landeskirchen. Wann beginnt eine selbstkritische Rückschau? Wer stößt sie an? Und wie weit ist das Wissen um NS-Vergangenheiten in den Gemeinden vorgedrungen?