Balancieren im Zwischen
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Paul Klees bildnerisches Denken vollzieht sich im Kreuz von zwei Zwischenreichen, dem Zwischenreich der Form (zwischen Realität und Abstraktion) und dem Zwischenreich des Objekts (zwischen Gegensätzen bzw. Gegenpolen wie Himmel und Erde, Leben und Tod). Klees Zwischenreiche sind keine Orte der Ungewißheit oder Unentscheidbarkeit, sondern Orte des Gleichgewichts, das damit zum eigentlichen bildnerischen Element erhoben wird. Das Gleichgewicht ist die Bedingung dafür, daß im Kreuz der beiden Zwischenreiche seine Bilder entstehen. Vielmehr noch, seine Bilder zeigen das Zwischen und bleiben im Zwischen. So sind die Zwischenreiche gleichsam die eigentliche Quelle jener Bildwirklichkeit, die zum Schöpfungsgleichnis werden kann. In seinem Bild Der Seiltänzer macht Klee die Doppelheit des Gleichgewichts auf besonders eindrucksvolle Weise sichtbar. Neben der Charakterisierung der beiden Zwischenreiche anhand ausgewählter Bildbeispiele, wird in themenspezifischen Exkursen auch dem kunstphilosophischen Hintergrund dieses bildnerischen Denkens nachgegangen. Inhaltlich eröffnet sich letztlich auch der Zugang zur lebensbestimmenden Dimension des Zwischen-Menschlichen, so wie sie etwa von Martin Buber und Romano Guardini bestimmt worden ist.