Handwerk
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Wenn Richard Sennett, einer der herausragenden Soziologen und Kulturphilosophen der Gegenwart, von Handwerk oder handwerklichem Können spricht, so meint er mehr als nur technische Praxis. Er beschreibt damit einen fundamentalen menschlichen Impuls, das Bestreben, eine Tätigkeit um ihrer selbst willen gut zu machen. Auch ein Arzt, Erzieher, Künstler oder Linux-Programmierer kann - und sollte - sein Handwerk verstehen". Indem er aus seinem stupenden interdisziplinären Wissen schöpft, zeigt Sennett auf, dass die Geschichte, insbesondere die Geistesgeschichte, eine markante Trennlinie zwischen Praxis und Theorie, Technik und Ausdruck, Macher und Nutzer gezogen hat. Unsere heutige Gesellschaft leidet noch immer unter diesem historischen Erbe, denn bei allem offenkundigen Materialismus haben wir paradoxerweise häufig ein gespaltenes Verhältnis zu den realen materiellen Dingen um uns herum. Die Frage, ob und wie wir uns dieser materiellen Wirklichkeit stellen wollen, besitzt für Sennett jedenfalls eine entscheidende ethische Relevanz. Richard Sennetts neues Buch ist eine fulminante und breit angelegte Kulturgeschichte, die anhand zahlreicher Beispiele - von der Werkstatt eines Antonio Stradivari bis zu den Forschungslabors moderner Wirtschaftskonzerne - unser Verhältnis zur Außenwelt klug und kritisch durchleuchtet. Handwerk ist ein eindrückliches Plädoyer dafür, sich wieder auf die Welt der Dinge einzulassen.