Über das Motiv des Vater-Sohn-Konflikts bei Heiner Müller
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Im Zentrum der Arbeit steht die Frage nach dem Entstehen schriftstellerischer Erfahrung als Grundlage literarischer Produktion. Von konstituierender Bedeutung für das Werk Heiner Müllers sind dabei sowohl die Aufarbeitung als auch die anschließende Modifikation der persönlichen Vergangenheit. Es gelingt Müller, den ‚privaten‘ Konflikt mit seinem Vater auf eine höhere, zivilisationsgeschichtliche Ebene zu projizieren und dabei ganz neue Erfahrungshorizonte zu öffnen. Das Bewusstsein der Schuld – sowohl in persönlichen als auch in kollektiven Zusammenhängen – wird dabei zum zentralen Movens des Schreibens und zu einem der wichtigsten Motive in Müllers Werk. Zum Verständnis dieser Prozesse ist Walter Benjamins Begriff der Erinnerung äußerst relevant. Aus dem aus der Erinnerung resultierenden Schuldbewusstsein erwächst die Aufgabe, die starren Urteile der Vergangenheit rückblickend zu modifizieren, um Geschichte wieder zum Fließen zu bringen. Primärimpuls und Motor der kritischen Selbstreflexion bei Müller ist dabei die obsessive Beschäftigung mit dem eigenen ‚schwachen‘ (und doch omnipräsenten) Vater und den stellvertretenden ‚starken‘ Idealvätern.