Kinder im Wandel der Zeit: Gesundheit - Medizin - Gesellschaft
Autoren
Mehr zum Buch
Im Bemühen um stetigen Fortschritt in der Behandlung kindlicher Krankheitszustände ist eine hoch spezialisierte Kindermedizin, eine kompetent vertretene Pädiatrie entstanden, mit einem deutlich erkennbaren Wandel von den Akutkrankheiten hin zu den chronischen Erkrankungen: früher nur mit wenigen Jahren der Lebenserwartung, des Überlebens verbundene Diagnosen wie Mukoviszidose, Muskeldystrophien, maligne Erkrankungen können heute langfristig erfolgreich beherrscht werden: die Patienten haben oft eine Lebenserwartung von mehreren Jahrzehnten, wo bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein der Tod Monate bis wenige Jahre nach Diagnose folgte. Eine analoge Entwicklung hat sich in der Neonatologie ergeben: war man in den 70er Jahren sehr zurückhaltend mit einem Geburtsgewicht unter 1000 Gramm - bzw. waren Möglichkeiten zur erfolgreichen Behandlung solcher Neonaten nicht gegeben - so geht die neonatologische Intensivmedizin grundsätzlich auch mit 500 Gramm schweren Kindern mit der Intention, diese am Leben zu erhalten um. Man erkennt: der Wandel im medizinisch Machbaren führt auch zu einem Paradigmenwechsel in ethischen Fragen. Unterließ man vor 30 Jahren bei einem 500 Gramm-Kind eine Therapie, so sieht man sich heute im gleichen Fall in einer völlig anderen ethischen Situation. „Kinder im Wandel der Zeit: ethische Probleme in der Neonatologie“ hat also einen neuen Stellenwert, ethische Fragen sind keine absolute Größe, sondern sie sind auch wesentlich abhängig von der aktuellen Situation des medizinisch Machbaren.