Olga Desmond
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Olga Desmond? Nackttänzerin des Wilhelminischen Kaiserreichs? Star? Für einige Zeitgenossen ist sie die Duse der Grazie und Tanzkunst, Schönheitsprophetin, Priesterin Terpsichores, Duncan-Erbin, für andere ein Skandal, ein nacktes Frauenzimmer in seiner Schamlosigkeit, ein Ärgernis. Im Januar 1909 tritt das Preußische Abgeordnetenhaus zusammen, um über die Darbietungen der Nackttänzerin zu beraten. Von New York bis St. Petersburg berichten die Gazetten von Olga Desmond. Ihre Gagen belaufen sich auf bis zu 15.000 Mark pro Monat. Als Stummfilmschauspielerin arbeitet sie mit Paul Linckes Librettisten Heinrich Bolten-Baeckers, spielt an der Seite von Hans Albers, Carl Auen, Leo Peukert. Künstlerinnen wie Hertha Feist zählen zu den Eleven der Tanzpädagogin Desmond. Sie schreibt Bücher, darunter ihre ’Rhythmographik’ für das Selbststudium des Tanzes oder ’The Secrets of Beauty’, ein Schönheitsratgeber, der in London veröffentlicht wird. Privat verkehrt die Desmond mit Richard Tauber, Circus-Direktorin Paula Busch oder Paul Steegemann, dem Herausgeber von Remark (Remarque), Schwitters, Grosz. Die Weltwirtschaftskrise und Machtübernahme der Nationalsozialisten bedeuten für die Künstlerin schließlich den Niedergang. Als Ehefrau des jüdischen Geschäftsmannes Georg Piek kämpft sie ums Überleben. Nach Kriegsende fristet sie als Putzfrau ihr Dasein. Olga Desmond stirbt 1964 in der DDR, von der Welt vergessen. Die reich bebilderte Biografie des Chronisten Jörn E. Runge bietet nicht nur spannende Einblicke in das außergewöhnliche Leben einer Künstlerin, sie wartet zudem mit einer Fülle von geschichtlichen und kulturhistorischen Hintergrunddetails auf.