Ruhrkohle und Politik
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Bei Ernst Brandi, dem Vorsitzenden des Bergbau-Vereins und des Zechenverbands, der noch dazu Chef der Gruppe Dortmund, der größten Bergbaugruppe der Vereinigten Stahlwerke war, liefen in der Weimarer Republik alle Fäden der ‚Kohlenmacht’ zusammen. Von ihm wird seit langem vermutet, er habe im Prozess der ‚Machtergreifung’ eine zentrale Rolle gespielt. Dennoch steht Brandis historisches Profil im Schatten seiner schwerindustriellen Kollegen, die als charismatische Führer großer Unternehmen mehr öffentliches Interesse auf sich zogen, als der diskret operierende Repräsentant des Ruhrbergbaus. Werner Abelshauser verfolgt erstmals Brandis Werdegang aus einem sozial-liberalen, katholischen Elternhaus zum Wirtschaftsführer und reaktionären Spitzenvertreter schwerindustrieller Interessen. Am Ende steht die Anamnese einer zwiespältigen Persönlichkeit. Anders als am Zusammenbruch der Weimarer Republik, den Brandi aus voller Überzeugung gewollt und auf vielen Wegen aktiv betrieben hatte, war er subjektiv am Aufstieg des Nationalsozialismus nicht interessiert. Er tat sogar alles in seiner Macht stehende, um ihn zu verhindern und unternahm - als ihm dies nicht mehr möglich erschien – große Anstrengungen, um die Risiken, die in der ‚Machtergreifung’ lagen, zu begrenzen. Er scheiterte und trug so objektiv zum Aufstieg des NS-Regimes bei. „Abelshausers biographische Skizze überzeugt durch eine schlüssige Argumentation und eine konzentriert-klare Sprache.“ Wilfried Reininghaus, Archiv und Wirtschaft 4/2010