Der Konflikt der Interpretationen
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Paul Ricœur war zeit seines Lebens ein Denker des Konflikts. Er gewann seine Positionen in einer minutiösen Konfrontation mit widerstreitenden wie komplementären Interpretationsansätzen und verlieh ihnen darin ihr charakteristisches, feines Profil. Werkgeschichtlich betrachtet sind es die 1960er Jahre, die entscheidend für die Ausbildung seines eigenständigen Ansatzes einer phänomenologischen Hermeneutik werden, wie er in den hier versammelten Aufsätzen inhaltlich und methodisch auf die Probe gestellt und differenziert ausformuliert wird. Methodisch geführte Interpretationstechniken wie der zeitgenössische Strukturalismus und die Psychoanalyse werden als Herausforderungen und nach Integration verlangenden Anstößen für eine umwegige hermeneutische Reflexion aufgenommen, die den Ursprung des Sinns dem unmittelbaren Bewusstsein entzogen und das Cogito durch das gesamte Universum der Zeichen vermittelt sieht. Was bleibt, ist ein unablässiges Bemühen um fundierte Interpretation im Konflikt der Hermeneutiken zwischen Verdacht, Desillusion und Wiederherstellung von Sinn. Zum ersten Mal auf Deutsch erscheint die wichtige Auseinandersetzung mit Jean Nabert, in der die von Ricœur aufgebotenen Lösungsvorschläge und Schlichtungsinstanzen besonders deutlich greifbar werden.