Philosophie vernünftiger Lebenspraxis
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AuszugDie hier vorliegende Sammlung von Texten Helmut Seidels versucht eine repräsentative Auswahl aus seinem Werk zu geben. Auf Grund der beschränkten Seitenzahl der Edition musste auf Wichtiges, das allerdings noch gut zugänglich sein dürfte, verzichtet werden. Auch wurde darauf verzichtet, Auszüge aus der Habilitationsschrift von Seidel hier abzudrucken, weil für diese Schrift Seidels nur eine vollständige Edition angemessen wäre. Will man die philosophiehistorischen Monographien Seidels verstehen, muss man seine systematisch denkerische Arbeit kennen, die manchem hinter dem Philosophiehistoriker Seidel zu verschwinden scheint. Seidel war kein bloß sammelnder Philosophiehistoriker, sondern er war Philosoph, dem es darum ging die Philosophiegeschichte innerhalb eines bestimmten Paradigmas, nämlich dem, das Marx entwarf, nicht nur einzupassen, sondern es zu erweitern, um Frage- und Problemstellungen, die Marx genial antizipiert oder auch selbst übersehen hatte, in einer modernen marxistischen Philosophie aufzuheben. Außerdem sei zur Anordnung der Texte Seidels angemerkt, dass sie nicht streng chronologisch nach dem Zeitpunkt ihres Entstehens und Erscheinens geordnet wurden, sondern systematisch -thematisch, weil gezeigt werden soll, wie sich der ursprüngliche Ansatz entfaltete, weiterentwickelte und veränderte. Dieses Vorgehen scheint auch deshalb sinnvoll zu sein, weil die äußere Erscheinungschronologie der Schriften Seidels nicht identisch ist mit der tatsächlichen Entstehungschronologie. Das Nachwort versucht in diesem Kontext die Grundposition Seidels herauszuarbeiten, die sich allerdings veränderte, weshalb zur Charakterisierung des Seidelschen Denkens eben nicht nur der berühmte Aufsatz vom Oktober 1966 herangezogen werden darf, sondern auch die Weiterentwicklung dieser Position in anderen Texten beachtet werden muss. Wobei der Verfassser des Nachworts davon ausgeht, dass es den Seidel, dass es das Seidelsche Denken im absoluten Sinne nicht gibt, sondern dass es immer verschiedene Interpretationen Seidelscher Ideen geben wird, die Generationen vermittelt sind und durch thematische Schwerpunktsetzung variieren werden. Wenn der damit verbundende mögliche Streit um Seidels Erbe produktiv in einen Dialog um sein unabgegoltenes Projekt einer Philosophie vernünftiger Lebenspraxis verwandelt werden könnte, hätte das Helmut Seidel sicher befriedigt.