Design curricular
Autoren
Mehr zum Buch
AuszugZwei entscheidende Aufgaben der technischen Zivilisation und ihres kulturellen Wandels stehen im Mittelpunkt des Faches Design: Die Gestaltung räumlich-gegenständlicher Produkte (Produkt-Design und Gebrauchshandeln) und die Gestaltung bildhaft-sprachlicher Mitteilungen (Graphik-Design und Medienkommunikation). Ein Curriculum sollte von zwei Tatsachen ausgehen: Die moderne gebrauchsgegenständliche Umwelt wird entscheidend von der verarbeitenden und der Kommunikations-Industrie geprägt. Den von den modernen Industrien gestellten Gestaltungsproblemen kann man im Rahmen der klassischen Fächer der Universität und Kunsthochschule nicht gerecht werden. Das Fach Design muß diese Lücke füllen und diesen zeitgemäßen gesellschaftlichen Lehr- und Forschungsbedarf abdecken. Historisch geht es seit Mitte dieses Jahrhunderts nicht mehr darum, Kunst als zivilisierendes Element von außen an die Industrie und ihre Produkte heranzutragen, sondern die der industriellen Produktion immanenten Gestaltungsmöglichkeiten von Gebrauchsgegenständen und Kommunikationsmedien zu entfalten. Es geht um technische Aufklärung statt künstlerischem Zierat, die Schönheit der Produkte auf Moral und Ethik, Nützlichkeit und Ökologie zu gründen. Die 'angewandten' Künste sind in ihrem grundlegenden Mißverständnis – entstanden mit der Entwicklung der industriellen Produktion und nicht überwunden in der Werkstätten-Schule der zwanziger Jahre – erkannt. Diese Offenheit gegenüber der Industrie, ihren Manifestationen der Umwelt-Kultur, bedeutet nicht, sich ihr kritiklos und affirmativ zu nähern. Es sind gerade die defizitären Erscheinungen in der industriellen Produktentwicklung, die zum Ansatz von Forschung, Lehre, Entwicklung und Transfer genommen werden müssen und zu deren Behebung programmatisch beigetragen werden muß. Design-Hochschulen heute sollten versuchen, einen eigenwertigen Beitrag zur sozialen und kulturellen Qualität unserer gestalteten Umwelt zu erbringen, die herkömmlichen gestalterischen Techniken auf das Potential neuer Produktionsmöglichkeiten zu beziehen und die traditionellen Gattungen von Kunst und Design in ein Verhältnis zu modernen Gebrauchs- und Ausdrucksformen zu setzen. 'Innovatives Denken' in bezug auf neues Design und die Entwicklung zukunftsweisender Entwürfe und Konzepte sind die vordringlichen Themen heute. Designer und Unternehmen stehen extrem stark im Spannungsfeld neuer Technologien und von Umweltproblemen. Der Strukturwandel vom Produkt zum System und immer kürzer werdende Produkt- und Verfahrenszyklen bringen in einem zunehmend härteren internationalen Wettbewerb neue Herausforderungen mit sich. Wegen der überragenden Bedeutung des Designs als Kultur- und Wirtschaftsfaktor im industrialisierten Europa sollten Design-Fachbereiche modernisiert werden. Der Gestaltung von Industrieprodukten kommt im Hinblick auf ihren Absatz, ihre Akzeptanz und Umweltverträglichkeit eine wachsende Bedeutung zu.