Alltag - quotidien - quotidiano - cotidiano
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Für die Wissenschaften und die Künste war der Alltag lange ohne Bedeutung; seine offensichtliche Banalität entzog sich scheinbar dem Zugriff der Vernunft und der Spekulation. Einige Literaturhistoriker versichern uns, vor der so genannten Moderne fänden sich keine Darstellungen des Alltags, zumal Literarische Werke mit Vorliebe außergewöhnliche Taten von Helden und Göttern inszenierten. Alltag ist ästhetisch gesehen formlos und ethisch gesehen reine Gewohnheit. Die wichtigste und universellste alltägliche Praxis der Menschheit aber ist die Sprache, doch auch die Linguistik hat sich erst spät für den Alltag interessiert. Sprachgelehrte untersuchten zuerst kanonische Texte. Erst spät entstand eine Textlinguistik, die alltäglichere und banalere Gattungen untersuchte; außerdem hatte Schriftsprache Vorrang vor der alltäglicheren Mündlichkeit. Dieser Tagungsband vereinigt Studien, die während des dritten Dies romanicus turicensis an der Universität Zürich zwischen dem 16. und 17. Juni 2006 präsentiert wurden, einem internationalen Kolloquium, das sich an den wissenschaftlichen Nachwuchs im Bereich der romanischen Sprach- und Literaturwissenschaft richtete. Die Vielfalt und Originalität dieser Beiträge beweist das große wissenschaftliche Interesse, das die Romanistik dem Alltag entgegenbringt.