Inästhetik und Mimesis
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Der Grund ist klar: die Philosophie entsteht durch die Verwerfung der künstlerischen Mimesis. Legt Alain Badiou mit seinem Vorschlag, die platonische Geste für unsere Zeit zu wiederholen, nahe, auch diese Verwerfung zu wiederholen? Was also bedeutet der Begriff „Inästhetik“, mit dem er sein SYSTEM an die Kunst seiner Zeit heftet und dessen anti-mimetische Hintergrundbedeutung klar ist? Überraschung: wenn man studiert, was „Inästhetik“ bedeuten soll, bemerkt man, dass dieses SYSTEM vielleicht sogar vollständig, eine geistreiche Mimesis der ihm äußerlichen Bedingungen ist: Wissenschaft, Politik, Liebe und wohlgemerkt Kunst in Bezug auf ein Gedicht Mallarmés oder eine Partitur von Schönberg. Das Ursprungsschema einer von der Kunst separierten Vorbestimmung, die im Grunde die von Badiou ist, wurde von Aristoteles entworfen: die Ästhetik selbst, das heißt die Poetik. Andererseits legen wir Wert auf den Umstand, dass die „zeitgenössische Kunst“, die die Überschreitungen der Avantgardisten des 20. Jahrhunderts bindet, indem sie das Werk und das SUBJEKT abschafft, um „direkt“ die Gemeinschafts-Verbindung zu produzieren, genau genommen ein sich selbst verkennender Platonismus ist. Platon erfindet die Philosophie, indem er entgegen der von Aristoteles restaurierten Trennung daran festhält, dass es die Politik ist, die die Kunst abschafft, indem sie sie bewahrt. Wir werden die Matrix der hegelschen Dialektik selbst wiedererkennen. Um diese komplexe Auseinandersetzung zu organisieren, rufen wir den in diesen Fragen bestgeschultesten Denker unserer Zeit in den Zeugenstand: Philippe Lacoue-Labarthe. Dieser zeigt durch eine geniale Lektüre Rousseaus, dass die hegelsche Aufhebung nichts anderes als eine Übersetzung der aristotelischen Katharsis ist. Es ist die Philosophie, die der Kunst stets ihre Funktionen klarmacht, um sich ihrer politischen Verwirklichung zu öffnen. Politische Verwirklichung, die schon immer auf sich warten lässt, präsentiert der Kunst die Spesenrechnung. Nunmehr ist es die Kunst – was die Philosophie fast nie sieht – ihrerseits und heute mehr denn je, die das Politische abschafft, indem sie es bewahrt.