Weiße Blicke - schwarze Körper
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Das Sammeln und Präsentieren von Bildern gehörte ganz wesentlich zum Akt der Vereinnahmung Afrikas durch Europa. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts war es vor allem die Bildpostkarte, die den Menschen in der westlichen Welt eine Vorstellung vom „dunklen Kontinent“ vermittelte. Die millionenfach kursierenden Karten waren das zentrale Massenmedium der visuellen Populärkultur und trugen dazu bei, die Errungenschaften imperialer Politik durchzusetzen und zu legitimieren. Der Historiker Joachim Zeller hat für diesen Band rund 400 Bilder, zumeist Postkarten aus der Sammlung Peter Weiss, ausgewählt. Sie zeigen den Afrikaner, wie ihn die Weißen sahen oder sehen wollten, als Exoten, Wilden, kolonialen Untertan oder Witzfigur. Die Aufnahmen dokumentieren nicht nur das ganze Spektrum des Kolonialismus der Bilder, sondern thematisieren ebenso die Widerständigkeiten, die Gegenblicke der Afrikaner, die – auf ihren Eigensinn beharrend – „zurückschauen“ konnten. Der Autor liest die Bildpostkarten „gegen den Strich“ und stellt die Darstellungen fachkundig in den historischen und ideologischen Zusammenhang. Er zeigt, wie Afrika(ner) durch den kolonialen Blick des „weißen Mannes“ exotisiert, typisiert, trivialisiert, verdinglicht, für Werbezwecke oder Propaganda eingespannt wurden. Dieser Band trägt dazu bei, rassistische Wahrnehmungsmuster aufzubrechen und stellt so den aus dem Kolonialzeitalter überkommenen weißen Blick infrage.