Metaphysische Rebellen
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Um die Mitte des 18. Jahrhunderts formiert sich eine Gruppe mythopoetischer Figuren von großer literarischer Kraft, die in ihrer Konstellation einzigartig ist: Der metaphysische Rebell, also der gegen die Schöpfungsordnung aufbegehrende Empörer, tritt in der Geschichte der Moderne eine mächtige Laufbahn an, die bei Nietzsche ein Höchstmaß an Radikalität erreicht. Die poetische Amalgamierung ist in ihrer Zusammenstellung beispiellos, weil die in den Werken zur Entfaltung gebrachten Stoffe des Lucifer, des Prometheus, Kain und Faust in ihrem Problemgehalt auf vielfache Weise miteinander korrespondieren. Ideengeschichtlich erscheint der Zusammenbruch der Theodizeekonzepte als Geburtsstunde des metaphysischen Rebellen, der im Gewand ältester Mythen als aktiver Empörer und verschatteter Lichtbringer seinen Siegeszug in der Literatur der Moderne antritt. Die Entstehung der Heldenfigur koinzidiert mit der Profanierung des Sakralen bzw. der Transformation des Religiösen im Prozeß gesellschaftlicher Erneuerung, der zu einer Rückwendung zum Mythos führt, die sich in der literarischen Schöpfung einer modernen Mythopoesie sedimentiert. Der Typus des metaphysischen Rebellen steht als Vorbote der Moderne für einen neuen Umgang mit den überlieferten Mythen und vor einem methodologischen Forschungshintergrund, der dem Problem nicht gerecht wird. Die Studie wirft einen neuen Blick auf die problemgeschichtliche Achse zwischen Goethe, Byron und Nietzsche, um in der Darstellung der Geschichte die Genese des Übermenschen als ein Schlüsselthema der Neuzeit erkennbar werden zu lassen. Vor diesem Gipfelpanorama entwirft die Verfasserin eine auf gründlichen Werkanalysen basierende Themengeschichte der metaphysischen Rebellen. Die Untersuchung legt einen Querschnitt durch die gesamte Schaffensperiode der Autoren, um die Konstitutionsbedingungen der intertextuellen, rezeptionsgeschichtlichen und ideengeschichtlichen Verbindungslinien aufzuzeigen.