Achsen
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Es ist wenig übriggeblieben vom Mondänen der ehemaligen Beelitzschen Heilanstalten. Die zwischen 1898 und 1930 von der Landesversicherungsanstalt Berlin errichteten Arbeiter-Lungenheilstätten Beelitz-Heilstätten bildeten einen der größten Krankenhauskomplexe im Berliner Umland. Es ist heute ein denkmalgeschütztes Ensemble von 60 Gebäuden auf einer Gesamtfläche von ca. 200 ha. Einige Gebäude wurden inzwischen saniert und durch neue Gebäude ergänzt. Es wurde eine neurologische Medizinische Rehabilitationsklinik, ein Parkinson-Fachkrankenhaus sowie eine Rehabilitationsklinik für Kinder eingerichtet. Ein Teil in Bahnhofsnähe wurde mit Einfamilienhäusern bebaut. Als Folge der Insolvenz der Eigentümergesellschaft im Jahr 2001 ist die weitere Neunutzung des übrigen Geländes inzwischen ins Stocken geraten. Auch die Sanierung der Denkmalsubstanz wurde weitgehend eingestellt. Ein großer Teil der sehenswerten Anlage verfällt inzwischen und ist vom Vandalismus stark beschädigt. Man läuft überall über zerschlagendes Glas, zerstörte Keramik, aufgeschnittene Kabel. Mutwillige Zerstörungen, die zum alterbedingten Verfall hinzukommen durch undichte und kaputte Dächer, und dadurch bedingt feuchte Flure und Wände, bröckelnder Putz. Zum Teil sehen Graffitis, egal was man davon hält, wie halb zerstörte mittelalterliche Fresken aus. Daneben kann man auch beim genauen Hinschauen fast verblichene künstlerische Installationen aus dem Bereich Streetart entdecken. Für meine Fotografie sind Beelitzschen Heilanstalten aus den oben genannten Gründen nur noch zum Teil interessant. Was mich aber jenseits der Zerstörung fasziniert hat, und was in diesem Band als durchgehendes Motiv präsentiert wird, sind die Sichtachsen, die in den langen Krankenhausfluren entstehen. Durch die Aneinanderreihung ähnlicher Fotos, die alle die Flure mit ihren offen stehenden Fenstern und Türen präsentieren, entstehen neben einer interessanten Parallelität und Vielfältigkeit auch ein Kunstgebilde und Kunstraum.