„Die wenigen, die was davon erkannt“
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Ausgehend von einem eingeschränkten Intertextualitätskonzept untersucht die vorliegende Studie Gottfried Benns produktive Beschäftigung mit Goethe, die sich von den Gelegenheitsgedichten des 14jährigen Gymnasiasten bis hin zum Spätwerk des Büchnerpreisträgers erstreckt. Zwischen Affinität und Abgrenzung changierend, vollzieht sich dieser Dialog der Texte, trotz aller Bewunderung, schon von Beginn an im Zeichen kritischer Distanzierung. Dominieren im expressionistischen Frühwerk Benns noch die im provozierenden Tonfall und mit Hilfe schokkierender Motive vorgebrachten Absagen an die lyrische Tradition und ihr klassisch-humanistisches Menschenbild, so setzt sich der formbewußte Künstler in späteren Jahren in mehreren poetischen Gegenentwürfen mit Goethe ästhetisch auseinander und von diesem gezielt ab. In sieben Kapiteln werden die prismatischen Spiegelungen des Montagekünstlers, dem die Werke des Weimarer Dichters häufi g als Negativfolien dienen, ebenso beleuchtet wie die Faszination des Mediziners für Goethes Naturforschung und das ambivalente Goethebild des Kritikers. Adaptiert der Berliner Arzt Goethes naturwissenschaftliche Methode für seine Poetik, so entwickelt er in Negation von dessen dynamischem Entwicklungsbegriff seine anti-faustische Konzeption der Statik.