Die Aufklärung in Russland im 18. Jahrhundert
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Michael Schippan legt mit seiner Studie die erste umfassende deutschsprachige Darstellung der russischen Aufklärung (prosveščenie) vor. Vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nahm das Russische Zarenreich teil an der europäischen Emanzipationsbewegung des „Siècle des Lumières“, eignete sich durch Übersetzung und Spracherwerb das Gedankengut des „lateinischen Europa“ an und formte es den Bedürfnissen des euro-asiatischen Landes entsprechend um. Unter prosveščenie wurden sowohl Bildung, Zivilisation, Europäisierung und menschliche Selbstvervollkommnung als auch die Teilhabe an der europäischen Geistesbewegung der Aufklärung verstanden. Zwei herausragende Herrscher gaben entscheidende Anstöße: Zar Peter I., der nach 1700 vor allem aus militärischen Gründen heraus umfassende Reformen einleitete, und Katharina II., die zum inneren Zirkel der aufgeklärten europäischen Monarchen gezählt wurde. Nicht nur in den beiden „Hauptstädten“ St. Petersburg und Moskau, sondern auch in einigen Gouvernementszentren Zentralrusslands sowie in Sibirien wurde ein reges kulturelles und geistiges Leben begründet. Schippan untersucht in institutions- und personengeschichtlicher Perspektive, welche neuen weltlichen Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen geschaffen wurden und wie zunehmend private Vereinigungen gebildeter Adliger und Vertreter anderer Stände entstanden. Zudem werden zentrale Debatten der Aufklärung in Russland in ihrer Wechselwirkung mit den Diskursen der europäischen „République des lettres“ beleuchtet, so die Diskussionen über Russland und Asien, Krieg und Frieden, ökonomische Landeserschließung und Aufhebung der Leibeigenschaft, Theologie und Religion sowie Geschichtsschreibung.