Moderne Robinsonaden
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Die beiden Romane „Die Wand“ (1968) von Marlen Haushofer und „Die Arbeit der Nacht“ (2006) von Thomas Glavinic radikalisieren die durch Daniel Defoes Robinson Crusoe (1719) initiierte Gattung der Robinsonade. Die beiden österreichischen Autoren unterziehen diese Gattung einem fundamentalen Wandel, indem sie Gedankenexperimente verfassen, deren Protagonisten einer totalen Isolation ausgesetzt sind. Im Zeitalter der Globalisierung weicht die einsame Insel des Abenteuerromans der undurchdringlichen Glaswand in den Alpen beziehungsweise der ausgestorbenen Großstadt Wien. Die beiden Texte sind Endzeitdichtungen, die Selbstverständlichkeiten unserer modernen Zivilisation in Frage stellen. In der vorliegenden Arbeit verfolgt die Verfasserin einen gattungstypologischen Ansatz und entwickelt fünf thematische Grundmuster, anhand derer sich Differenzen und Analogien zwischen den verschiedenen Robinsonaden bestimmen lassen. Von besonderer Bedeutung ist dabei das Verhältnis der Robinsonfigur zu ihrer Herkunftszivilisation, da dieses die zentralen gesellschaftlichen Probleme der jeweiligen Entstehungszeit der Texte aufzeigt: die zunehmende Zerstörung der Umwelt, das problematische Verhältnis zwischen den Geschlechtern und die Isolation durch die modernen Medien.