Offenheit - Empfänglichkeit
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Mystische Traditionen des Christentums und buddhistische Philosophien beschreiben eine spezifische Stimmung, welche sich nicht zuletzt in der Phänomenologie des 20. Jahrhunderts wiederfinden lässt, bspw. bei Martin Heidegger oder Emmanuel Levinas. Es ist die Rede von einer Offenheit und Empfänglichkeit des Geistes, die in der Offenbarkeit des Seins eine Entsprechung hat. Ausgehend von Heideggers Verwendung dieser beiden Begriffe wird eine gemeinsame Sprache für einen solchen Gedanken gesucht. Besonders der Mystiker Johannes vom Kreuz entwickelt eine positive Auffassung des menschlichen Geistes als eines empfänglichen Gefäßes für die Ankunft der Dinge. Ebenso spricht Emmanuel Levinas von einer möglichen, reinen Empfänglichkeit des Daseins, die zwar eine Aufgabe menschlicher Eigenmacht als Bedingung hat, nicht jedoch das Ende der Vernunft bedeuten muss. Nicht die Aktivitäten der Seele wie Denken, Empfinden und Erinnerung werden in den Mittelpunkt gerückt, sondern ein Aufhören all dieser Zustände zugunsten einer leeren und weiten Offenheit des Geistes, welche der widerstandslosen Erfahrung des Seins vielleicht entsprechen kann.