Interesse an seelischer Brüchigkeit
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Die Lebensgeschichte von Karl Gehry stellt einen wichtigen Beitrag zur Schweizer Psychiatrie- und Militärgeschichte dar. Anhand seiner umfangreichen Memoiren sowie von Briefen, die bis ins Jahr 1920 reichen, dokumentiert die Autorin das Leben eines sozialen Aufsteigers zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der es dank Intelligenz und Ehrgeiz bis zum Direktor der Psychiatrischen Klinik Rheinau brachte. Seine Hinwendung zur Psychiatrie gründet in seinem 'Interesse an seelischer Brüchigkeit'. Das Wohl der Kranken steht für ihn stets an erster Stelle. Im Verlaufe seiner über dreissigjährigen Tätigkeit in der Rheinau führt er zahlreiche Neuerungen ein. Dennoch hegt er immer wieder Zweifel an der Psychiatrie und übt Kritik an deren namhaften Vertretern, unter andern Eugen Bleuler. Militärdienst war für Karl Gehry als Patriot eine Selbstverständlichkeit. Als Truppenarzt leistet er zur Zeit des Ersten Weltkrieges über viele Monate Grenzdienst im Jura, im Engadin und am Rhein. Seine Memoiren liefern eine zunehmend kritische, stellenweise humoristische Innenansicht seines Regimentes und damit der Schweizer Armee. Ebenfalls kritisch kommentiert er den Landesstreik und seine Akteure; bei seinem Einsatz während des Ordnungsdienstes in der Stadt Zürich im November 1918 erkennt er manche Missstände in der Behandlung der an der Spanischen Grippe erkrankten Soldaten. Karl Gehry war ein den Menschen und den Lebensgenüssen gleichermassen zugewandter Mann und auch ein passionierter Familienmensch. Doch auch er blieb von harten Schicksalsschlägen nicht verschont.