Bürgerinnen und ihre Familien im hellenistischen Milet
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Die westkleinasiatische Metropole Milet, die noch in der römischen Kaiserzeit als „Perle Ioniens“ galt, war in hellenistischer Zeit zu einer bedeutenden Großstadt aufgeblüht. Dies bezeugen die prächtigen Überreste, die von den seit 1899 unter deutscher Leitung stattfindenden Ausgrabungen ans Tageslicht gebracht worden sind, noch heute. Bei den Ausgrabungen wurde hier wie auch im zugehörigen berühmten Orakelheiligtum des Apollon zu Didyma eine so große Anzahl an Inschriften entdeckt, die Bürger und Bürgerinnen der Stadt erwähnen, wie es sonst nur noch in Athen der Fall ist. Dank dieser Inschriften kann die moderne Forschung detaillierte Einblicke in das städtische Leben und seine Veränderungen im Verlauf mehrerer Jahrhunderte und nicht zuletzt auch in die sozialen Netzwerke der führenden Familien gewinnen. Die Frauen und Mädchen der ‚Bürgerhäuser’ spielten dabei als Priesterinnen oder in weiteren Ehrenfunktionen einen nicht zu vernachlässigende Rolle in den Kommunikationsstrukturen der lokalen Elite, die öffentlich dokumentiert wurde. Linda-Marie Günther untersucht in ihrer Studie die verfügbaren Informationen über weibliche Angehörige der Bürgerschaft Milets aus dem 4. bis 1. Jahrhundert v. Chr. und analysiert die Rolle der Mädchen und Frauen in der Polis-Öffentlichkeit insbesondere in Hinblick auf ihre Funktion in politischen Netzwerken.