Reflexionen des beschädigten Lebens?
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Das frühe deutsche Nachkriegskino gilt gemeinhin als Ort der Verdrängung. Eine detaillierte Analyse jedoch zeigt, dass die Filme der späten 1940er und der 1950er Jahre erstaunlich viel über den Zustand der deutschen Nachkriegsgesellschaft und deren Umgang mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit aussagen. In den Filmen der 1950er Jahre treten kollektive wie persönliche Traumata zutage, die im Alltagsleben durch die optimistischen rhetorischen Figuren vom „Wirtschaftswunder“ und vom „Wiederaufbau“ verdeckt blieben. Dabei behandeln keinesfalls nur die Trümmer- und Kriegs lme zeithistorisch derart virulente Themen. Selbst ein augenscheinlich regressives Genre wie der Heimatfilm kann in vielen Fällen mehr oder weniger direkt auf Heimatverlust, Kriegsschuld, Massenvernichtung und Exilerfahrung verweisen. Die einzelnen Beiträge dieses Bandes erörtern, ob bzw. inwiefern die Kriegsfolgen im deutschen Kino zwischen 1945 und 1959 sicht- und hörbar gemacht werden, und werfen hierfür ein breites Feld an Untersuchungsfragen und -beispielen auf. Anhand von populären Produktionen, aber auch anhand von selbst in der Filmwissenschaft relativ unbekannten Filmen werden zum Beispiel Lücken in der Logik gängiger Erzählmuster aufgespürt, das häu g auftauchende Motiv des Suizids in seiner Funktion als Metapher vorgestellt oder die Entwicklung und Gestaltung bestimmter neuer Figurentypen untersucht. In die Analysen einbezogen werden neben bundesdeutschen Filmen auch österreichische und italienische Produktionen sowie Produktionen aus der DDR und aus den USA.