Magie der Natur
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Was heißt „Magie der Natur“? Welche Rolle spielt sie in der Ideengeschichte der Heilkunde? Ausgehend vom heute viel diskutierten Placebo-Effekt und seiner Bedeutung für die medizinische Forschung und ärztliche Praxis werden im ersten Teilband historische Konzepte einer „Heilkraft der Natur“ ins Auge gefasst. Sie bildeten in unterschiedlicher Ausprägung das Leitmotiv der Naturheilkunde und Lebensreformbewegung, der Suggestivtherapie und Hypnose und schließlich der romantischen Naturphilosophie und des Mesmerismus. Diese Rückschau, die Schritt für Schritt von der Gegenwart bis zur Zeit um 1800 reicht, eröffnet uns einen Durchblick zur „natürlichen Magie“ oder „magia naturalis“, die für Medizin und Naturforschung der frühen Neuzeit grundlegend war und im zweiten Teilband beleuchtet wird. Damals erschien die Natur (Natura) als Schöpferin der Naturdinge im Dienste Gottes und als Vermittlerin seiner Weisheit für den (forschenden) Menschen. Dabei wurde Natura vielfach als weise Frau oder Magierin personifiziert und von Alchemisten mystisch verehrt. Gerade im 16. Jahrhundert lässt sich eine Überblendung der Natura als Nährmutter der Welt mit Maria, der Muttergottes, feststellen. Solche Identifikationen der Natur mit göttlich verehrten Frauen gehen auf antike Vorbilder zurück. Ausgehend von der „Heiligen Hochzeit“ thematisiert die Studie am Ende Eros und Erotik im Spannungsfeld zwischen Trieb- und Geistesleben. Sie kehrt schließlich mit einer kritischen Betrachtung der Sexualwissenschaft und -medizin in die Gegenwart zurück und konfrontiert die dort vorherrschende biologistische (naturalistische) Auffassung des Geschlechtslebens mit spirituellen, „magisch“ anmutenden Sexualpraktiken.