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Alter, neuer und „natürlicher“ Adel

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Im 20. Jahrhundert hat der europäische Adel nicht nur seine Privilegien, sondern auch einen Großteil seines gesellschaftlichen Renommees verloren. Galante Noblesse, aristokratische Conduite oder gar ein blaublütiger Stammbaum spielen, so scheint es, heutzutage eine immer geringere Rolle. Doch dass dies keine Besonderheit der Moderne ist, zeigen Günther Ebersolds detaillierte Untersuchungen adeliger Karrieren am kurpfälzischen Hof Carl Theodors. Die Mannheimer Hofgesellschaft vereinte bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Nachkommen alteingesessener Adelsgeschlechter, nobilitierte Bürger des neuen Beamtenadels oder die in den Adelsstand erhobenen unehelichen oder – wie die Zeitgenossen sie bezeichneten – „natürlichen“ Kinder des Kurfürsten. Neben der umfangreichen Studie zu Leben und Werk des Beamten, Aufklärers und Wohltäters Ferdinand Adrian Freiherr von Lamezan, mit welcher der Verfasser größtenteils Neuland betritt, widmet er sich in drei weiteren biografi schen Porträts den Zwillingstöchtern Carl Theodors, Eleonore und Friederike von Bretzenheim, dem sächsischen Gesandten Andreas Graf von Riaucour sowie den Freiherrn von Wieser. Seine ebenso lehrreichen wie unterhaltsamen Ausführungen unterstreichen zum einen, dass der „Zweite Stand“ auch im Ancien Régime keineswegs homogen war, sondern eine Mischung aus altem, neuem und „natürlichem“ Adel. Zum anderen verdeutlichen sie, welche Attribute außer dem Adelsprädikat notwendig waren, um ein auch in den Augen der Adelsgesellschaft standesgemäßes Leben zu führen.

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2014

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