Blutzeugen des Glaubens
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Was verstehen wir heute unter Martyrium? In erster Linie wohl das Erleiden und Erdulden von ungerechter Gewalt um des Glaubens oder um der Gerechtigkeit und Menschlichkeit willen. Das altkirchliche Verständnis ist weiter gefasst. Auch hier geht es um Verfolgung, um Erleiden von Gewalt - aber der Hauptakzent ist ein anderer: Der Märtyrer ist Mitstreiter in dem gewaltigen Kampf, der sich zwischen den Mächten und Gewalten dieser Welt und Jesus Christus selbst abspielt. In diesem Kampf geht es um nichts Geringeres als um den endgültigen Sieg des Herrn der Herren, des Königs der Könige (Offb 17,14). Siegt der Märtyrer, so siegt Christus in ihm, weil auch in seinem Leiden Christus selbst gelitten hat. Noch eines machen die Märtyrer klar: Die wahre Heimat des Christen ist der Himmel. Nur mit dieser Perspektive, mit dieser Hoffnung, ja Gewissheit ist es möglich, die Freuden, die uns Gott in seinem Reich vorbereitet hat, allen Gütern des Lebens auf dieser Erde vorzuziehen. Die Märtyrer bezeugen durch die Hingabe ihres Lebens, dass Gewalt nicht das letzte Wort ist, dass das Reich Gottes nicht nur Vertröstung auf das Jenseits, sondern mit Jesus Christus schon Gegenwart, schon mitten unter uns ist. Christoph Kardinal Schönborn Erzbischof von Wien