Mittler zwischen Haupt und Gliedern
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Der Reichshofrat bearbeitete unzählige Klagen, Anträge und Bittgesuche aus dem gesamten Reich. Die Institution hing dabei maßgeblich von einer Personengruppe ab: den Reichshofratsagenten. Ihnen oblag die Kommunikation zwischen Reichshofrat und den Prozessparteien, die oftmals hunderte Kilometer vom Kaiserhof entfernt lebten. Thomas Dorfner untersucht in dieser Studie die Rolle der Reichshofratsagenten und schlägt zugleich einen neuen Deutungsrahmen für die Verfahren am Reichshofrat vor: Die Verfahren verfügten über eine doppelbödige Struktur. Auf der Vorderbühne dominierten die formalen Regeln der Gerichtsordnung: Die Verhandlungen fanden stets hinter verschlossener Tür und unter Ausschluss der Prozessparteien statt. Mündliche Anhörungen waren nicht vorgesehen. Gaben für Reichshofräte waren strikt verboten. Die Hinterbühne der Verfahren hingegen war geprägt durch vielfältige informelle Aktivitäten: Die Akteure tauschten zahlreiche materielle und immaterielle Gaben aus. Verfahrensgeheimnisse wurden ausspioniert und Vergleichsmöglichkeiten sondiert. Durch die Analyse des spannungsreichen Verhältnisses zwischen formalem Verfahren und informeller Kommunikation liefert die Studie einen Schlüssel zur politischen Kultur des Alten Reiches.