Architekturphotographien
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Klaus Kinold steht in einer Tradition der Photographie und der Architekturphotographie im besonderen. Architektur war eines der wichtigsten Themen schon der frühen Photographie – nicht zuletzt weil sie still hielt. Das war anfangs wegen der langen Belichtungszeiten eine wichtige Eigenschaft. So begann die Nähe der Photographie zum Dokumentarischen. Wirklichkeit und Wieder-gabe sollten übereinstimmen. Von dem noch immer »rätselhaften Vertrauensbonus des Dokumentarischen« hat Kinold gesprochen, eine Formulierung von Roland Barthes aufgreifend. In Zeiten, in denen digitale Aufnahme- und Bearbei- tungstechniken jede Manipulation möglich machen, hat diese Haltung die selten gewordene Qualität der Zuverlässigkeit gewonnen. Es lag nahe, daß Kinold sich in jener Epoche umsah, die den Begriff der Sachlichkeit im Titel trug, der Neuen Sachlichkeit. Kollegen wie Werner Mantz, Hugo Schmölz, Arthur Köster und vor allem Albert Renger-Patzsch brachten sachdienliche Information mit zeitgenössischem Ausdruckswillen zusammen. Den »Zauber der Präzision « hat es Walter Peterhans, Photograph am Bauhaus, genannt. Dabei hat Kinold sich nicht von Effekten irritieren lassen, denen sich manche Künstler der Moderne hingaben. Seine Photos teilen mit, von welcher Struktur die Oberflächen der Architektur sind, welche Raumtiefe und welche Details sich in den schattenhaltigen Gebäudeteilen verbergen, in welchen Maßverhältnissen sie sich dem Benutzer darstellen. Die Genauigkeit der Beobachtung, die Präzision in der Einzelheit, die Übersetzung der dreidimensionalen Gegenstände in eine überzeugend konstruierte Bildfläche sind Tugenden des Architekturphotographen Klaus Kinold. Nicht der Moment, in dem ein Ding sein Wesen plötzlich offenbart, der glückliche Zufall, geht seinen Arbeiten voran, sondern der für essentiell gehaltene Zustand, festgelegt auch durch den richtigen photographischen Standpunkt. Logik, Reinheit und Klarheit sind für ihn, der auch als Photograph Wesentliches seinem Lehrer Egon Eiermann an der TH in Karlsruhe verdankt, Selbstverständlichkeiten. Entsprechend herrschen bei ihm auch Aufnahmen von Bauten jener Architekten vor, bei denen er solche Eigenschaften erwarten konnte: Klassiker der Moderne wie Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe, Le Corbusier und Zeitgenossen wie Alvar Aalto, Hans Döllgast, Herman Hertzberger, Louis I. Kahn, Karljosef Schattner, Rudolf Schwarz, Alvaro Siza. Wolfgang Pehnt zog als Architekturhistoriker oft genug Nutzen aus den von Kinolds Photographenkunst vermittelten Einsichten. Er hat über die deutsche Architektur seit 1900, über die Architektur des Expressionismus und auch über zahlreiche einzelne OEuvres gearbeitet. Er lehrte an der Ruhruniversität Bochum.