Die Tuberkulosebekämpfung im Kreis Kempen, 1918-29
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In einer Abwehrhaltung hatte der deutsche Staat lange Zeit nur mit Desinfektionsmaßnahmen und Vorschriften zur Indoktrination hygienischer Verhaltensweisen gegen die Ausbreitung der Tuberkulose in den unteren Gesellschaftsschichten gearbeitet. Den der Krankheit zugrunde liegenden sozialen Problemen dieser Menschen versuchten vor dem Ersten Weltkrieg vor allem auf private Initiativen gegründete Vereine und Wohlfahrtsverbände Abhilfe zu schaffen. Erst nach dem Ersten Weltkrieg begann auch der Staat aktiv in die Beseitigung der sozialen Missstände und damit auch in die Tuberkulosebekämpfung einzugreifen. Was führte zu diesem Paradigmenwechsel und welche Wissenschaftskonzepte standen dahinter? Welche Voraussetzungen waren gegeben, die ein staatliches Eingreifen einforderten? An dem Regionalbeispiel des damaligen Landkreises Kempen stellt Yvonne Gavallér dar, welche Maßnahmen zur Tuberkulosebekämpfung ergriffen wurden und bewertet diese vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Kritik an der Medizinalgesetzgebung und der Umsetzung der Tuberkulosefürsorge. An welchen Stellen griffen die Gesetze nicht weit genug? War die Tuberkulosebekämpfung ausbaufähig? Vor welchen Problemen stand das Gesundheitssystem in Bezug auf die Tuberkulose und konnten sie gelöst werden? Wie wirkte sich die Krankheit auf die soziale Ungleichheit aus und lassen sich Parallelen von damals zu heute ziehen?