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Weltsicht aus der Froschperspektive

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„Das Steile, Jähe scheint der Jugend zuzusagen“, stellte Goethe zu einer Zeit fest, als das Klettern zum Spaßvergnügen noch gar nicht üblich war. Ich war jung. Mir sagte das Steile, Jähe zu, auch ohne dass ich Goethes Ausspruch schon gekannt hätte. Die Felsen der Sächsischen Schweiz zogen mich magisch an, ich begann sie zu erklettern. Es waren herrliche Momente, aus den steilen Wänden in die Landschaft zu sehen, auf die Elbe tief unter meinen Füßen. Die Weltsicht aus der Vogelperspektive. Wie die Falken, deren Junge sich ängstlich kreischend in den Horst duckten, wenn man an ihnen vorbeikletterte. Doch da gab es noch etwas Anderes, was mich faszinierte: Die Elbe, die am Fuß der Felswände in einer weiten Schlinge durch die Landschaft zog. Dieses Fließen. Schon als Kind stand ich auf dem „Blauen Wunder“ und schaute auf den Fluss. Stundenlang. Die Schiffe zogen elbaufwärts, wo der Hohe Schneeberg den Horizont abschloss. Die Schiffe zogen elbabwärts, wo sich der Fluss in meiner Heimatstadt den Blicken entzog. Es müsste wunderbar sein, mit einem Schiff, mit einem Boot, dem Strom zu folgen. Immer weiter, bis nach Hamburg, bis zum Meer – und über das Meer. Der Horizont der Weltsicht ist eng auf einem Fluss, er ist beschränkt auf die Nähe. Doch der Fluss fließt dahin, der Horizont wandert stets vor dir her, wird weiter und weiter bis schließlich die Weite des Meeres den Horizont zur Unendlichkeit werden lässt. Mich lockten die Flüsse und Seen, mich lockte das Meer, das ich noch nie gesehen hatte. Mich lockte die Weltsicht aus der Froschperspektive. Helmut Paul, Jahrgang 1938, Kletterer, Autor („Berg(l)erleben – Damals“, „Berg(l)erleben – Grenzenlos“) und begeisterter Faltbootfahrer berichtet von abenteuerlichen Kajaktouren in ganz Europa.

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ISBN
9783945481370

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2016

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