Das Imperium und die Seeotter
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Als russische Händler und Beamte im 18. Jahrhundert Ostsibirien, den Nordpazifik und schließlich die Nordwestküste Amerikas erreichten, sahen sie sich bald unerwarteter Konkurrenz gegenüber. Das große Interesse an wertvollen Seeotterpelzen wurde von Briten, Amerikanern und Spaniern geteilt und der Nordpazifik wandelte sich von einer vernachlässigten Weltregion zu einem Gebiet wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und territorialer Ambitionen. Aus dieser Situation in einem geografischen Randgebiet ergeben sich zentrale geschichtswissenschaftliche Fragen: Mit welchen Strategien wurde die traditionelle russische »Politik der Steppe« der neuen Situation angepasst? Wie legitimierten die Akteure ihr Ausgreifen in einen ozeanischen Raum und auf einen anderen Kontinent? Wie passt dieser Prozess in das historische Narrativ von homogenisierender Territorialisierung im 18. Jahrhundert? Kann Russisch Amerika überhaupt in die Geschichte Russlands eingebunden werden oder muss es – wie zuweilen in der Forschung impliziert wird – als Anhängsel und Ausnahmeerscheinung gelten, die schließlich ohnehin als Fehlversuch abgestoßen und an die USA verkauft wurde? Die Studie nimmt die zeitgenössischen Raumwahrnehmungen in Texten und Karten in den Blick, analysiert Vorstellungen von Zugehörigkeit und Fremdheit und problematisiert dabei grundlegende, oft für selbstverständlich gehaltene räumliche Konzepte wie Distanzen, Kontinente, Flächen oder den Gegensatz von Land und Meer. Sowohl die Expansion nach Nordamerika als auch der Verkauf Alaskas 1867 an die USA erscheinen damit in einem neuen Licht.