Schiffbruch eines Propheten
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Heidegger, der vielen immer noch als der größte Philosoph des 20. Jahrhunderts gilt, plante die posthume Veröffentlichung der Gesamtausgabe seiner Werke mit der Krönung durch die Schwarzen Hefte (seit 2014). Sie bilden einen radikalisierten Kontrapunkt zu den bereits veröffentlichten Schriften im Sinn eines erneuerten Nationalsozialismus – und selbstverständlich eines flächendeckenden Antisemitismus. Das zwingt nicht nur zu einer neuen Lektüre des gesamten Werks, sondern auch zur Analyse der gegenwärtigen Rezeption, umso mehr als Heidegger mit der Radikalisierung seiner Schüler rechnete. Wenn Heidegger in den Schwarzen Heften das „jüdische Weltkomplott“ anprangert und Nazithemen entwickelt, verlässt er das persönliche politische Engagement und kompromittiert die Philosophie. Seine verschlüsselte Sprache vermischt Elemente der Ontologie mit solchen des nationalsozialistischen Idioms, dessen prophetische und millenaristische Dimension er radikalisiert und erneuert. Ohne unnötige Polemik analysiert Schiffbruch eines Propheten Heideggers Strategie und die der heutigen Heideggerianer und Dekonstruktivisten. Es trägt dazu bei, jene Themen, die das geistige Leben unserer Tage bewegen, genauer zu umreißen. Wie also ist Heidegger, unter Berücksichtigung seiner jüngst veröffentlichten Werke, neu zu lesen? Was sind die Auswirkungen auf die großen Strömungen der Cultural Studies und der Dekonstruktion? Wie können identitäre Rückfälle kritisiert und wie kann eine neue Ethik geschaffen werden? Diese Fragen beherrschen unsere kulturelle und politische Gegenwart.