Rauchende Sportler
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Rauchende Sportler: Der Topos klingt speziell aus aktueller Sicht schlicht widersprüchlich. Gesundheit in Form körperlicher Ertüchtigung und Fitness scheint auf physische Schädigung, auf Pathogenität, auf die individuell zu verantwortende Noxe schlechthin, zu treffen. Doch aufs nähere Hinsehen erweist sich die Kombination von Sport und Nikotin als gesellschaftshistorisch wie kulturpsychologisch höchst wechselvolle Abfolge komplexer Wechselwirkungen, in der sich Maskulinität und Modernität, Entspannung und Leistungsoptimierung, ökonomische Interessen und werbliche Strategien in immer neuen Konstellationen mitunter ergänzen, ein andermal durchkreuzen. Von der um 1900 noch selbstverständlichen Zigarette nach dem Match bis zur Siegeszigarre der 1930er-Jahre und von der massiven Tabakwerbung im Motorsport der 1970er bis zur Anprangerung rauchender Sportler durch Medien und ihre Paparazzi spannt sich der Bogen des Sujets. Aus der Retrospektive treten neben öffentlichen Widersprüchen wohl ebenso viele Gemeinsamkeiten und Überschneidungen hervor. Im vorliegenden Band wird der Konnex von Rauchen und Sport aus dem speziellen Blickwinkel betrachtet, warum der aus unmittelbarer Anschauung, aus Medienberichten und aus der Werbung bekannte Sachverhalt auffallend selten von fotografischen Abbildungen rauchender Sportler (und selten auch Sportlerinnen) begleitet wird. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Bedeutung jener Ikonophobie, die aus dem rauchenden Sportler für lange Zeit ein obszönes Sujet machte.