Alles, was recht ist
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Verbrechen üben eine unheimliche Faszination auf uns Menschen aus: Kriminalromane oder Krimisendungen im Fernsehen finden ein Millionenpublikum, während uns die Boulevardblätter am liebsten mit roten Lettern Mord und Totschlag entgegenschreien. Und früher war’s nicht anders: Eifrig wurde in den Zeitungen nach den neuesten Fällen aus den Gerichtssälen gesucht oder man konnte sich gar mittels eigens gedruckter Handzettel über die verübten Schauertaten des jeweils Abzuurteilenden unterrichten. Solche alten Gerichtsfälle geben einen sehr unmittelbaren Einblick in das Leben vergangener Zeiten. Susanne Mittermaier hat xx Fälle aus Bayern zusammengestellt, die vom späten 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert reichen. Sie haben alle erdenklichen Verbrechen zum Thema: Diebstahl, Raub, Kindstötung, Brandstiftung, Raubmord, Heiratsschwindel, Betrug, Gattenmord … Die geschichtskundige Autorin begnügt sich dabei nicht mit der Darstellung der Tat, sondern interpretiert auch die Motive der Delinquenten. Oft sind ihre Beweggründe in obrigkeitlichen Verordnungen oder Sitten und Gebräuchen früherer Zeiten zu finden. Doch genauso oft spielen menschliche, allzu menschliche Charakterschwächen wie Neid, Habgier, Eifersucht oder Lüsternheit eine maßgebliche Rolle. Interessant sind auch die Darstellung der Ermittlungsarbeit der Polizei oder der Untersuchungen durch die – damals noch in den Kinderschuhen steckenden – Gerichtsmedizin. Knappe Erläuterungen zu den für die jeweiligen Verbrechen verhängten Strafen erlauben dem Leser einen nachvollziehbaren Eindruck vom Geschehen, wobei die Vollstreckungen in ihrer Härte und Grausamkeit für uns heute oft schwer vorstellbar sind. Auf sehr spannende Weise entsteht in diesem Buch eine kleine Kriminalgeschichte und ein Sittenbild früherer Tage. Gut war sie jedenfalls nicht, die „gute, alte Zeit“, auch in Bayern nicht.