Geist und Buchstabe
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Der philosophische Nachlass Max Schelers ist noch nicht vollständig erschlossen, doch sind bereits viele ausgewählte Teile zu verschiedenen philosophischen Disziplinen und Problemen in den sechs dem Nachlass gewidmeten Bänden der insgesamt fünfzehn Bände umfassenden Gesammelten Werke (1954-1997) herausgegeben worden. Die beiden Herausgeber Maria Scheler und Manfred S. Frings haben ihre individuelle Auswahl in voneinander abweichenden editorischen Konzepten eines im Ganzen den Autor isolierenden und heroisierenden Editionstypus veröffentlicht, der seither die Grundlage der internationalen Schelerforschung bildet. Die exemplarisch an ausgewählten Texten jedes Nachlassbandes durchgeführten Vergleiche der edierten Texte mit den nachgelassenen Manuskripten Schelers weisen nach, dass es in der selten begründeten Auswahl von dann auch noch stellenweise gekürzten Texten, einer oft die entstehungsgeschichtlichen und systematischen Zusammenhänge vernachlässigenden Anordnung, in der von vielen Fehlern durchsetzten Wiedergabe und in der unzureichenden bibliographischen und sachlichen Erschließung der Texte gravierende Mängel gibt, vor allem in den fünf seit 1971 erschienenen Nachlassbänden, so dass nicht wenige der früher bereits edierten oder auch der nun zum erstenmal aus dem Nachlass herausgegebenen Manuskripte neu erarbeitet werden müssten. Die vorliegende textkritische Revision der Ausgabe von Schelers philosophischem Nachlass innerhalb der Gesammelten Werke plädiert implizit für eine vollständige Neufassung der Editionsprinzipien und ihre konsequente Anwendung in neuen Textausgaben, denn erst auf der Grundlage eines dereinst vollständig erschlossenen Nachlasses sowie eines der Eigenart der nachgelassenen Schriften und eines auf die Arbeits- und Denkweise Schelers eingehenden Editionskonzepts wäre eine dem Geist der Philosophie Schelers gerecht werdende Ausgabe seines Nachlasses zu erreichen.