Kultur und Sprache
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Manfred Peters weist zu Recht darauf hin, dass Sprache gleichermaßen Instrument der Unterdrückung wie auch ein Mittel der Bewusstseinsbildung sein kann. Seine besondere semantische Theorie beruht darauf, dass die Bedeutung eines Wortes zuerst negativ verstanden wird. Erst in einem konkreten sozialen Zusammenhang erhält es seine Bedeutung. So verstanden erhalten auch die Beiträge dieses Bandes ihre jeweilige Bedeutung im sozialen Kontext. Selbst in der Literatur spiegelt sich das Verständnis der jeweiligen Autoren und der Leserschaft wider. Zudem zeigen die Beiträge, die sich speziell mit afrikanischer Literatur beschäftigen, die besondere Bedeutung der verschriftlichten Gedanken. Die lange unbeachteten Sprachen Afrikas oder auch anderer Regionen unserer Welt erhalten vor dem Hintergrund der Freire’schen Befreiungstheorie einen stärkeren Rückhalt. Sprache dient somit gleichermaßen zur Befreiung von Kolonialismus, Rassismus wie auch der kolonialen und imperialen Unterdrückung. Paulo Freires Ansatz ist somit genial, die Teilnehmer einer Gruppe von Menschen anzuleiten ihre soziale, kulturelle und politökonomische Situation zu hinterfragen, generative Wörter zu kodieren, daraus ihre konkrete Lage und ihre Einstellungen zu hinterfragen und mit einfachen Mitteln Ansätze der Veränderung zu erproben. Dieser Weg ist qua se politisch und hat seine eigene Bedeutung in mannigfachen Alltagssituationen. Er ist von Natur aus sowohl dialogisch als auch situativ und mündet ein in ein Projekt direkter Aktion. Die Orientierung auf ein sich anschließendes Projekt hat immer eine politische Bedeutung. Dies kann die Hinwendung zu einer Arbeit mit Geflüchteten sein, ein Demokratieprojekt im Kindergarten, ein Literaturprojekt an einer Schule, ein freies Theaterspiel mit wechselnden Rollen. Unsere Welt zu dekodieren, Schlüsselbegriffe für die politische Diskussion zu entwickeln, den Dialog mit allen Beteiligten zu führen, auf Veränderung hinzuarbeiten − diese Ansätze sind in vielen Beiträgen dieses Bandes enthalten. Wir müssen Wege finden, diese Welt zu verstehen, ohne ideologische Worthülsen, ohne Freund-Feind-Denken und wir müssen Wege der Veränderung einschlagen.