Duchamp als Kurator
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Duchamp erfindet den Kurator Marcel Duchamp hat die Ausstellungspraxis zu einem wichtigen Bestandteil seines Werkes gemacht. Kuratorische Gesten und Konzepte, welche die Inszenierung seiner Arbeiten bestimmten und es ihm erlaubten, sich von kanonischen Festlegungen des Künstlertypus zu entfernen; fotografische Dokumentationen und Veröffentlichungen seiner New Yorker Ateliers; Themen, Beiträge und Layoutentwürfe für Kunstmagazine; seine Tätigkeit als Berater, Juror und inszenierender Kurator für Ausstellungen im Kontext des amerikanischen Modernismus, Dada und des Surrealismus; der eminente Einfluss auf wichtige Privatsammlungen seiner Zeit – alle denkbaren Aspekte des Kuratierens, Ausstellens und Sammelns haben im Werk von Duchamp eine qualitativ neue künstlerische Dimension gewonnen. Parallel zu Duchamps dezidierter Distanzierung von gegebenen Strukturen künstlerischen Arbeitens näherte er sich so einer heute durchaus gängigen Vorstellung der kuratorischen Praxis als ästhetisches Medium. Er war, so die zugespitzte These des Symposiums und der hier vorliegenden Publikation, einer der ersten ›Künstler-Kuratoren‹ und hat damit die Rezeption seines eigenen Werkes und die kunsthistorischen Entwicklungen der Ausstellungspraxis entscheidend beeinflusst. Den mehrdeutigen Wahrnehmungsweisen und offenen Deutungsperspektiven seines eigenen Werkes hat Duchamp durch Inszenierung, Reproduktion und Multiplikation seiner und der Arbeit anderer eine neue konzeptuelle Richtung gegeben, mit der sich eine Wende für die zeitgenössische Kunst bestimmen lässt. Prinzipien der Ausstellungspraxis wurden nun zu entscheidenden Faktoren der Werkkonstitution. Der Band versammelt die Beiträge eines Symposiums der Daimler Art Collection (25./26.4.2017) und dürfte die erste substanzielle Publikation zu diesem Thema sein, er versammelt acht Essays ausgewiesener Autorinnen und Autoren, die den Werkstatus der vielfältigen kuratorischen Gesten Duchamps analysieren.