Kritik ohne Grenzen
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In den 1950er Jahren entstanden in Italien und in der Bundesrepublik Deutschland mit der „Cinema Nuovo“ und der „Filmkritik“ zwei linksgerichtete Filmzeitschriften. Vom Marxismus und der Kritischen Theorie geprägt, schrieben hier junge Filmkritiker gegen den filmischen „Mainstream“, gegen die Filmpolitik und die Filmindustrie ihrer Länder an. Anhand des Films, aber auch weit darüber hinaus, übten sie scharfzüngige Gesellschaftskritik: Sie nahmen die christdemokratische Regierungspraxis ins Visier, attackierten konservative Mentalitäten und die lückenhafte Vergangenheitsbewältigung und positionierten sich im Kalten Krieg so unabhängig wie nur möglich. Lukas Schaefer zeichnet die thematischen und personellen Anknüpfungspunkte dieser Kritikerzirkel an die westeuropäischen „Neuen Linken“ nach und weist sie so als eines der Vorläuferphänomene von „1968“ aus. Die „Filmkritik“ erscheint zudem als ein Musterbeispiel für eine „europäisierte“ Filmkultur. Ihre Anleihen aus dem Ausland belebten die deutsche Filmpresse maßgeblich, wodurch die Journalisten allmählich in ein internationales Netzwerk kritischer Filmautoren hineinwuchsen.