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Dieses Buch handelt von Mythen und ihren Konstruktionen. Das betrifft zunächst die beiden altjapanischen Geschichtswerke Kojiki und Nihon shoki, aber am anderen Ende rückt der wissenschaftliche Diskurs in den Blick. Entdeckt in der Frühmoderne, unterlag das selbst bereits stark ideologisch geprägte Kojiki ab dem späten neunzehnten Jahrhundert einer politischen Instrumentalisierung, die vor nationaler Ideologie strotzte. Die komparative Mythologie und die japanischen Geschichtswissenschaften entlarvten zwar die vermeintliche Einzigartigkeit der japanischen Mythen als nationalistisches Konstrukt, konnten sich selbst aber nicht der eigenen Mythenerzeugung entziehen und reden sogar – aufgrund der Perspektive unbewusst – mancher ideologischen Behauptung das Wort. Auf die sich durch die Erzählungen ziehenden politischen Intentionen beider Werke weist die Forschung stets hin, aber nichtsdestotrotz ist das konkrete Aufdecken am Text selbst keine Selbstverständlichkeit; denn die Ideologie betrifft nicht nur inhaltliche Aspekte. Einer aufmerksamen und unvoreingenommenen Lektüre können die Differenzen beider Werke – und damit geeignete Ansatzpunkte zur Offenlegung von Ideologien – nicht entgehen. Sie sind deutlich genug, der großen Erzählung von den japanischen oder den offiziellen Mythen ein Ende zu setzen. Zur Aufdeckung der Mythenkonstruktionen in den beiden Werken sowie in ihren Neuausrichtungen vom höfischen Diskurs bis zur wissenschaftlichen Beschreibung trug seit den späten 1960er Jahren ein Forschungsansatz bei, der sich in einer textorientierten Ausrichtung gegen die sezierenden, „ursprüngliche“ Mythen verfolgenden Ansätze der komparativen Mythologie wendet. Er gibt das Kojiki und das Nihon shoki als – ideologisch wie auch narratologisch – durchkonzipierte, in sich abgeschlossene Werke zu erkennen, die mit jeweils eigenen Strategien bestimmte Probleme zu lösen versuchen und dabei mit unterschiedlichen Zielen jeweils eigene Erzählungen entfalten. Das sich daraus ergebende Bild der Geschichte ist deutlich genug, um das gerne in der Selbstbeschreibung aufgegriffene Stereotyp des Kollektivs im Altertum zu relativieren. Die kritische, um Kleinigkeiten besorgte Textlektüre dieser Forschungsrichtung trägt vor allem zur Beantwortung der Frage bei, was an den japanischen Mythen eigentlich japanisch ist. Robert F. Wittkamp, geb. 1959, ist unabhängiger Japanologe, lebt mit seiner Familie bei Kyōto und arbeitet an der Kansai-Universität in Ōsaka. Sein Hauptforschungsfeld sind schriftliche Zeugnisse des japanischen Altertums zu Aspekten wie Schrift und Erzählen, Geschichte und kulturelles Gedächtnis. Nach seiner Habilitationsschrift zur Liedersammlung Man’yōshū (2014) legt der Autor mit diesen neuen Untersuchungen einen weiteren Beitrag zur Kultur- und Geistesgeschichte des japanischen Altertums vor. In den Deutschen Ostasienstudien (DOAS 11 und 20) erschienen zwei Bände zu Matsuo Bashōs Oku no Hosomichi, die sich ebenfalls mit den oben genannten Aspekten befassen.

Parameter

ISBN
9783946114499

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Buchvariante

2018, hardcover

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