"Orient und Okzident/sind nicht mehr zu trennen."
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In der fernöstlichen Metropole Shanghai waren in den 1930er und 1940er Jahren zwei völlig gegensätzliche Gruppen aktiv: Die nach Shanghai entsandten Nationalsozialisten einerseits waren diplomatisch, propagandistisch oder geheimdienstlich für das Nazi-Regime engagiert; andererseits fanden zahlreiche europäische Juden eben dort in Shanghai ihre letzte Zuflucht vor der NS-Diktatur. Vor dem Hintergrund entstand in der Shanghaier Presselandschaft ein außerordentliches Phänomen: Parallel erschienen die NS-Propagandaorgane und die jüdischen Exil-Periodika während derselben Zeitspanne (1939–1945) unter demselben Himmel (Shanghai) und in derselben Sprache (Deutsch), aber dienten unterschiedlichen politischen Zwecken. Das Buch bietet einen Einblick in die Literaturrezeption in der ersten nationalsozialistisch gleichgeschalteten Tageszeitung „Ostasiatischer Lloyd“. Um das geschönte Literaturbild Hitler-Deutschlands zu propagieren, hielt einerseits der „Ostasiatische Lloyd“ trotz der geänderten Ostasienpolitik Hitlers unbeirrt daran fest, die NS-Ideologie im Fernen Osten zu verbreiten, u. a. durch die Inszenierung des Führer-Charismas und die Heroisierung des Soldatengeistes. Andererseits präsentiert sich ein einzigartiges Bild der NS-Literatur in dieser Zeitung im politisch und kulturell spezifischen fernöstlichen Kontext, weil z. B. auch „unerwünschte“ Schriftsteller dort zu Wort kamen.