Bartonella spp. sowie andere tier- und humanpathogene Bakterien in Ektoparasiten von Haus- und Wildtieren
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Erkrankungen, die durch Arthropoden übertragen werden, stellen eine bedeutende Gesundheitsgefahr für Mensch und Tier dar. Zecken und Hirschlausfliegen sind typische Beispiele für blutsaugende Arthropoden, die nachweislich beziehungsweise mutmaßlich mehrere Pathogene übertragen können. Beide werden verdächtigt, verschiedene Bartonella spp. übertragen zu können. Diese können viele verschiedene Tierarten infizieren und lösen bei Menschen unterschiedliche, zum Teil schwere Krankheitsbilder aus. B. henselae ist ein häufig vorkommendes Pathogen, das Krankheiten bei Mensch und Tier verursachen kann. Die Übertragung durch Zecken wird angenommen. B. schoenbuchensis wird vermutlich durch Hirschlausfliegen übertragen. Dieses Bakterium gehört zu den wiederkäuerassoziierten Bartonellen und wird verdächtigt, bei Menschen Dermatitis und fieberhafte Erkrankungen zu verursachen. In dieser Arbeit wurde B. henselae-DNA in elf I. ricinus Zecken nachgewiesen, die von einer Katze entfernt wurden. Nachdem B. henselae-DNA in der ersten Zecke detektiert wurde, wurde das Serum der Katze auch positiv auf anti-B. henselae-IgGAntikörper getestet. Zehn weitere Zecken, die sieben Monate später entfernt wurden, enthielten ebenfalls B. henselae-DNA. Der Kulturversuch von B. henselae aus dem Katzenblut blieb negativ. Um die Verteilung verschiedener Pathogene und vor allem von Bartonella spp. in Haustieren, Wildtieren und deren Ektoparasiten in Hessen abschätzen zu können, wurde eine Mikrobiomanalyse und die Bestimmung des Infektionsstatus der Tiere und, falls möglich, der Tierhalter durchgeführt. Insgesamt wurden 189 Zecken von 163 Tieren gesammelt. Ausgewählte Zecken wurden mittels next generation sequencing mit darauffolgenden Bestätigungs-PCRs analysiert. Blutproben von 48 Wildtieren wurden mittels PCR untersucht, um das Vorhandensein von Pathogenen zu bestätigen und Seren von 54 Hunden, einer Katze und 11 Hundehaltern wurden auf das Vorhandensein verschiedener Antikörper getestet. Bartonella spp.-DNA wurde in 9,5% aller Zecken und im Blut von 17 Rehen gefunden. Außerdem zeigten die Ergebnisse das Vorhandensein von human- und tierpathogenen Bakterien auf: Zusammenfassung Spirochetaceae (Borrelia miyamotoi und Borrelia garinii), Bartonella spp. (vor allem B. schoenbuchensis), Rickettsia helvetica, Francisella tularensis und Anaplasma phagocytophilum wurden detektiert. Ko-Infektionen mit mehreren potenziell pathogenen Erregern wurden in neun Zecken gefunden. Ein Hund und fünf Hundehalter wiesen Antikörper gegen B. henselae auf und ein Hund war seropositiv für R. conorii. Des Weiteren wurde eine Mikrobiomanalyse von 104 Hirschlausfliegen, die von Rehwild, Damwild und Menschen gesammelt wurden, durchgeführt. Das Mikrobiom bestand hauptsächlich aus Arsenophonus spp. und Bartonella spp., wovon die meisten (n=93) als B. schoenbuchensis identifiziert wurden. Außerdem wurden Acinetobacter spp. in vier Proben nachgewiesen, wovon eine als Acinetobacter baumannii-DNA bestätigt wurde. Die DNA mehrerer Pathogene wurde in Zecken und Tieren, vor allem in Wildtieren, gefunden. Bartonella spp., insbesondere B. henselae, wurden kaum detektiert. Zecken scheinen gut dazu geeignet zu sein, zirkulierende Pathogene nachzuweisen und zu überwachen. Hirschlausfliegen hingegen beinhalten nur ein geringes Spektrum an Bakterien mit fraglicher Pathogenität für Menschen und Tiere. Alles in allem zeigt diese Arbeit das aktuelle Abbild der Pathogene, die derzeit in Zecken in Hessen und Hirschlausfliegen in Hessen und Baden-Württemberg zirkulieren.