Der Vater in unserer Zeit
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Vaterforschung basiert vorwiegend auf literarisch- biographischen Quellen. Das geschieht auch in diesem Buch mit den Aussagen bedeutender Leute zur Vaterschaft. Es gibt überraschende Ergebnisse. Hermann Hesse z. B. wäre danach der Kafka-Gruppe zuzuordnen, deren Merkmal Angst vor dem Vater ist, begleitet von Streit und sogar Hass. Hermann Hesse äußert sich zum Vater-Sohn Konflikt grundsätzlich: „Überhaupt besteht die ganze Streiterei einfach darin, dass total verschiedene Meinungen da zusammentreffen, wo man Sympathie erwartet“. Überraschend ist Karl Marx' Verhältnis zum Vater. Er bezeichnet ihn in einem Brief als „mildesten Richter“, „innigsten Teilnehmer“. Vaterliebe ist das „innerste Zentrum unserer Bestrebungen“. Eine wichtige biographische Quelle dieses Buches sind die Erinnerungen der Autorin an ihren eigenen Vater (geb. 1878), der, gemessen an unserem heutigen pädagogischen Verständnis, schon sehr modern anmutet. Die Autorin geht in ihrer Darstellung der heutigen Vaterprobleme nicht vorbei an heiklen Zeiterscheinungen, drei hat sie ausgewählt: Töchternotzuchtverbrechen, der Priester als „hochwürdiger“ Vater und der Vater als Abtreibungsfinanzier. Trotz dieser Vaterstürze (dies ist die Bezeichnung des Kapitels 4) vermittelt das Buch ein versöhnliches Vaterbild. Dazu haben die Erinnerungen der Autorin wesentlich beigetragen, aber auch die Berichte der durch den Inzest erniedrigten Töchter. Diese bemühen sich in der Rückschau nach Beendigung des Leidensweges, den Vater sogar in seinem Inzestverhalten zu verstehen, das hervorgehen kann aus der Unverträglichkeit der Eltern und ihrer Trostsuche im Alkohol, in Berufsproblemen, im Ertragen von Krankheit und Sehnsucht nach Italien. Durch die Erinnerungen der Autorin entsteht noch zusätzlich der Eindruck einer glücklichen Familie, deren Vater erstaunlich früh seine Töchter zum Lernen und Studieren aufrief, damit sie später selbständig über ihre Lebensweise entscheiden können.