Frauen zwischen Zuarbeit und Eigensinn
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Frauen sind nicht nur passive Bedienerinnen von neuer Technik: Das wird deutlich, wenn man die EDV-Implementation in den Arbeitsalltag bei typischen Frauenberufen in den Blick nimmt. Dort treffen wohletablierte hierarchische Geschlechterverhältnisse und neue, technikvermittelte Anforderungen aufeinander. Holtgrewes Buch geht der Frage nach, wie in Kleinstbetrieben des Dienstleistungssektors - bei Ärzten, Anwälten und Steuerberatern - die Arbeit zwischen Professionellen und Assistentinnen aufgeteilt ist und wie sich die EDV-Nutzung dort einfügt. Die Autorin entwickelt eine theoretische Perspektive auf die Technikimplementation in den Arbeitsalltag einerseits, eine Perspektive auf Frauenarbeit, die Geschlechterhierarchie und die Spezialisierung von Frauen verbindet, andererseits. Gestützt auf die Kombination beider Konzepte analysiert sie Fallstudien aus drei Freiberufler- Praxen, in denen die Einführung der EDV höchst unterschiedlich vollzogen wurde und bei denen die Assistentinnen ganz verschiedene Strategien entwickelten, um alte und neue Arbeitsanforderungen zu verbinden, Restriktionen zu bewältigen und individuelle Möglichkeiten zu erschließen. Die sorgfältige Beobachtung und sensible Interpretation macht deutlich, wie groß die Rolle sozialer Strukturen und eigensinniger Aneignungsprozesse im Vergleich zu determinierenden Faktoren der Technik selbst ist.