Bildungspolitik, Schule und Pädagogik im sächsischen Parlament 1869 - 1900
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Sachsen gehört zu den historischen Hochburgen der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, und doch wurde es in den Jahrzehnten vor der politischen Wende 1989/90 durch die Geschichts- und Bildungsgeschichtsschreibung sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland vernachlässigt. Was zur Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts in keinem anderen Bundesstaat des Kaiserreichs eine Parallele fand, das bildungspolitische Wirken des sächsischen Landtags, wird hier von Werner Lesanovsky erstmals detailliert analysiert. Es wird deutlich, dass die sächsischen Abgeordneten trotz ihrer Oppositionsrolle und Minorität im Landtag auf die Bildungs- und Schulpolitik, auf die Familienerziehung und die Sozialisation Heranwachsender Einfluss nahmen. Mit ihren Vorschlägen zur inneren und äußeren Reform des Volksschulwesens haben sie die reformpädagogischen Tendenzen Ende des 19. Jahrhunderts mit befördert. In ihrer unermüdlichen Kritik an der dem Leben entfremdeten Schule, die den ökonomischen, sozialen und politischen Ansprüchen nicht genügte, verwiesen sie auf die wechselseitige Abhängigkeit von Erziehung und Gesellschaft, von Politik und Pädagogik. Der Autor stellt die Vielschichtigkeit der bildungspolitischen und pädagogischen Sachverhalte und Gegenstände dar, den dynamischen Verlauf der bildungspolitischen Aktivitäten, die Konsequenz und Prinzipienfestigkeit der Abgeordneten in Bildungs- und Erziehungsfragen sowie die bis in die Weimarer Republik wirkenden reformerischen Bemühungen. Zur Kennzeichnung quantitativer und qualitativer Aspekte und Vorstellungen zur Bildungspolitik, Pädagogik und Schule sowie zur historisch vergleichenden Betrachtung werden ausgewählte Reichstagsreden sowie die bildungspolitische Tätigkeit in einem Kommunalparlament punktuell einbezogen.